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Er war ein Pionier in der Entwicklung und Anwendung von Epoxidharzen im Bootsbau und anderswo, er war ein herausragender Segler und einer der drei Gründer von „Gougeon Brothers, Inc.“, den „Erfindern“ der WEST SYSTEM Epoxidharze. Meade Gougeon, geboren am 25. September 1938 in Bay City, Michigan, verstarb eben dort im Alter von 78 Jahren. Noch im Frühjahr nahm der 78-jährige an der 300-Seemeilen langen „Everglades Challenge“ teil, in einem Ausleger-Segelkanu mit dem Namen „Elderly Care“. Die Regatta war, in diesem Jahr, die wohl härteste der vergangenen 15 Jahre: „Drei Tage Starkwind von vorne und raue Seen“, sagte er später darüber. Von den 105 Startern kamen gerade 51 ins Ziel, unter ihnen Meade Gougeon als zweiter in seiner Klasse. Die Welt der Boote und des Segelns waren seine Liebe und Leidenschaft.

In den 1960er Jahren bauten Meade und sein Bruder Jan DN-Eisyachten und segelten damit sehr erfolgreich Regatten. Ihre Eissegler waren steifer und fester als die der Konkurrenz, denn schon damals hatten die beiden das noch völlig neue Epoxidharz entdeckt. Ihre DN-Segler waren so gefragt, dass sie diese einige Jahre lang kommerziell bauten und zum größten Hersteller von Eisyachten in den USA avancierten. Aber die Möglichkeiten des Epoxidharzes und so konzentrierten sich die beiden darauf, mit finanzieller Hilfe ihres mittleren Bruders Joel, das Harz für Anwendungen im Bootsbau (und in anderen Bereichen) zu optimieren. Ein große Hilfe war dabei auch ihr Segelfreund Herbert Dow, Enkel des Gründers von Dow Chemical. Herbert brachte die Gougeons mit Chemikern aus dem Epoxid-Labor von Dow Chemical zusammen um Harze und Härter zum Kleben und als Beschichtung im Bootsbau zu optimieren.

Als die Gougoens die neue Epoxidtechnologie für andere Bootsbauer zugänglich machten, lösten sie damit eine wahre Revolution im Bootsbau aus, vor allem im Holzbootsbau, der ja eigentlich schon im Niedergang begriffen war. Doch mit dem Epoxy der Gougeons, das bald unter dem Markennamen WEST SYSTEM bekannt wurde, konnte man moderne, also vor allem leichte und sehr feste Holzboote bauen und viele der in den 1970er Jahren mit WEST SYSTEM gebauten Rennyachten segeln heute noch. Auch bei Multihulls, die aufgrund der höheren Belastungen strukturell anspruchsvoller zu bauen sind, leitete die moderne Bauweise mit Epoxidharzen eine Wende ein. Der 1970 von Meade und Jan in nur sechs Monaten gebaute Trimaran „Adagio“ war komplett mit Epoxid verklebt und kam ohne andere Befestigungen aus. Bis heute segelt er auf den großen Seen und ist noch immer ein heißer Kandidat bei den Mackinac Rennen.

Doch die von den beiden Gougeons vorangebrachte Epoxidtechnologie ging bald über den Bootsbau hinaus, 1987 bauten die beiden Prototypen für das Windenergieprogramm der NASA. Im gleichen Jahr wurde in Deutschland der Takelladen, betrieben von Marga von der Linden, Agent für die ostenglische Werft Whisstock’s Boatyard, deren Baukastenboot, der neun Meter lange Halbtonner „Naja“, ab Ende 1978 mit WEST SYSTEM Epoxid gebaut wurde, nachdem Werftchef George Whisstock in Amerika war und die Gougeon Brothers kennen gelernt hatte. Im Jahr darauf veröffentlichten die Gougeons das Standardwerk über den modernen Holzbootsbau, „The Gougeon Brothers on Boat Construction“, das später von Fritz Hartz und Helge von der Linden ins Deutsche übersetzt wurde.

 

1979 stellte der Takelladen die erste „Naja“ auf der Messe „boot“ in Düsseldorf aus, im Jahr darauf dann den Baukasten, schon gemeinsam mit WEST SYSTEM, für die die Firma von der Linden 1981 Distributor wurde. In den darauffolgenden Jahren entwickelten sich enge geschäftliche, aber vor allem auch freundschaftliche Beziehungen zwischen beiden Familien, auch dank diverser Meilensteine auf dem gemeinsamen Weg. Bis vor kurzem noch blieb Meade Gougeon der Cheftester neuer Epoxidprodukte seiner Firma, die in ihrem Hauptsitz in Bay City etwas mehr als 50 Fachleute beschäftigt. 1987 ging Helge von der Linden zu den Gougeons nach Bay City und arbeitete dort unter anderem an dem berühmten Formula 40 Katamaran „Adrenalin“ mit, der mit dem damals neuen Gougeon Laminierharz gebaut wurde.

 

Während die Gougeon-Brüder ihre wirklich wegweisende Firma auf- und ausbauten, war es vor allem Meade, der intuitiv begriff wie wichtig es war, das Unternehmen im kommunalen Umfeld zu verankern und seinem Heimatort, der ihm stets wichtig war, etwas zurückzugeben. So brachte er auch eine philanthropische Einstellung in das Unternehmen und seinen Mitarbeitern nahe. Etwa 15 Jahre nach Gründung führte er ein Bonusprogramm mit Firmenanteilen für die Mitarbeiter ein. Diese entschieden dann, wie viel vom erwirtschafteten Gewinn für gemeinnützige Zwecke in ihrer Region gespendet würden. Im Laufe der Jahre wurden auf diese Weise viele lokale Projekte unterstützt.

 

Der von Meade Gougeon entworfene, innovative Katamaran G32 kam 1993 heraus, in Deutschland wurde ein G32 von Helge von der Linden und Ewald Brzoska gesegelt. Dieser leichte und schnelle Kat gewann etliche Rennen und diente aber vor allem dazu, das Gougeon Laminierharz weiterzuentwickeln und zu demonstrieren. Dieses kam ab 1994 unter dem Markennamen PRO SET Epoxid in die Serienfertigung.

 

2009 wurden in Bay City mit einem rauschenden Fest 40 Jahre Gougeon Brothers gefeiert, mit vielen Freunden und Geschäftspartnern aus der ganzen Welt und natürlich auch der Familie von der Linden. 2015 schließlich wurden Meade und Jan Gougeon in die „National Sailing Hall of Fame“ der USA aufgenommen, als erste aus Michigan, in Anerkennung ihrer großartigen seglerischen Erfolge und ihrer Pionierarbeit für den Bootsbau. Etliche meist sehr erfolgreiche und immer innovative Rennyachten wurden von den Gougeons selbst gebaut, aber insgesamt müssen es wohl Tausende Boote und Yachten sein, die mit WEST SYSTEM und anderen Materialien von den Gougeons gebaut wurden und werden – vom Kanus über die America’s Cup Katamarane von Oracle bis hin zu ausgewachsenen Großseglern.

 

Einen Tag bevor Meade Gougeon verstarb fand die „Great Lakes Multihull Regatta“ in der Saginaw Bay, dicht bei Gougeons Haus in Killarney Beach, statt. Die Veranstalter verlegten die Bahn so, dass Meade das Geschehen von seinem Haus aus verfolgen konnte – eine letzte Regatta. Zurückgelehnt im Liegestuhl sprach er an diesem Tag seine letzten Worte: „Die Brise kommt auf. Sagt den Jungs sie können das Rennen starten!“

 

PS – Die „Naja“ segelt heute wieder, mit Helge von der Linden und seiner Familie ist das im Sommer meistens auf der Ostsee unterwegs. Dabei blitzt und glänzt es wie neu und ihre fast 40 Jahre sieht man ihr wahrhaftig nicht an!

 

Alle Informationen rund um das WEST SYSTEM Epoxid sowie praktische Hilfe für Anwender gibt es bei M. u. H. von der Linden in Wesel.